Radfahrer-Club 1903 Ilbenstadt e.V.

Seid stark, haltet durch, Jammerer verlieren!

Vereinsausflug – Heiße Tage in Thüringen und Sachsen

Bei der Planung des diesjährigen Vereinsausfluges des RC 03 Ilbenstadt hatte der Vorstand sicher auch eine gute Wetterlage erwartet, den Hitzerekord des Jahres auf dem Wochenende vom 17.08.2012 bis zum 19.08.2012 hatte keiner auf der Rechnung. Doch trugen die geringe Luftfeuchte, der angenehm klimatisierte Bistrobus und eine umsichtige Reisegestaltung dazu bei, dass die erlebnisreiche Reise nach Altenburg und Leipzig bei den Teilnehmern in guter Erinnerung bleiben wird.

Am Freitag war Altenburg im Osten Thüringens erstes Ziel. Nach dem Bezug der Zimmer ging es am frühen Nachmittag zur Besichtigung der altehrwürdigen Residenz-, Garten- und Skatstadt mit ihrer rund 1000-jährigen Geschichte. Erste Siedlungsspuren in diesem Gebiet reichen jedoch schon über 6000 Jahre zurück. Boten doch Wälder und Gewässer zusätzlich eiweißreiche Kost und steil aufragende Porphyrfelsen Schutz vor Angreifern. Im Lauf der Jahrhunderte wurden die Felsen befestigt, um in nicht seltenen Spannungsfällen mit regionalen und überregionalen Aggressoren, die in Einzelfällen sogar noch verwandt-schaftliche Verbundenheit vermittelten, Schutz, Versorgung, Verteidigungs- und Angriffsmittel zu bieten. Heute findet sich auf dem Felsen das imposante Schloss Altenburg, das auch die Spielkartensammlung beherbergt.

Die Lage Altenburgs an der Via Imperii, einer alten Fernhandelsstraße von Italien zur Ostsee begünstigte die Ansiedlungen. Die Kaiser des heiligen römischen Reiches deutscher Nation, darunter der bekannte Barbarossa, haben ihre Regierungsgeschäfte häufig in der Pfalz zu Altenburg erledigt.

Insgesamt ist die Geschichte Altenburgs in Höhen und Tiefen interessant; sie spiegelt die Entwicklung Deutschlands und hinterließ in jeder Epoche Spuren. Wir haben ein Altenburg gesehen, das neben Baulücken und bedauerlichem Leerstand liebevoll restaurierte historische Bauten zeigt, in die sich harmonisch auch die moderne Bausubstanz einfügt.

In der 1902 bis 1905 gebauten Brüderkirche überraschten uns Elemente der Neoromanik, der Neogotik und vor allem aus dem Jugendstil. Der Pfarrer entlockte der romantischen Orgel in einem variantenreichen Stück zarte, verspielte Töne, die sich schnell in ein druckvolles Spiel wandelten, die uns Kraft und Umfang des Instrumentes vermittelten. Leider verpassten wir den Besuch des Skatmuseums und haben uns mit einem Rundgang im Altenburger Schloss mit anschließendem Stadtbummel entschädigt.

Am Samstag ging es früh nach Leipzig. Auf der Fahrt haben wir erste Eindrücke von der Leipziger Seenplatte, Zeugnis der umfangreichen Tagebautätigkeit, bekommen. Eine Ahnung von den ursprünglichen Ausmaßen des Braunkohleabbaues hat ein Blick in den aktiven Tagebau „Vereinigtes Schleenhain“ gezeigt, wo die riesigen Schaufelradbagger noch heute unermüdlich arbeiten.

Leipzig durchstreiften wir zunächst im Rahmen einer Stadtrundfahrt und konnten uns hier ein Bild dieser 2008 von der Bundesregierung mit dem Titel „Ort der Vielfalt“ geadelten Stadt machen. Der hohe Grünflächenanteil, die Wasseradern und die hohe Zahl der restaurierten historischen Gebäude hat bei uns großen Eindruck hinterlassen. Vielen war die Ausgangssituation nach der Wende bekannt, die durch großflächig zerstörte Bausubstanz aufgrund der katastrophalen Umweltbedingungen und der mangelhaften Unterhaltung geprägt war. Hier ist heute ein Zentrum mit hohem Wirtschafts- und Freizeitwert entstanden.

Den Stadtkern erforschten wir zu Fuß und bekamen historische, aber auch neue Gebäude zu sehen. Darunter die Nikolaikirche, aus der heraus Leipziger Bürger einen maßgeblichen Impuls zur Wende 1989 gegeben haben. Natürlich wurde das literarische Denkmal „Auerbachs Keller“ von vielen nicht ausgelassen, Goethes Stammlokal, das ohne Funktionseinbuße bis heute überlebt hat. Auch der „Baulöwe“ Schneider, ein hessisches Gewächs, ist mit den von ihm restaurierten Gebäuden und seines Konkurses nach der Übernahme der Mehrheit an der Immobilie Mädlerpassage immer noch im Stadtbild präsent.

Diesem ereignisreichen Tag schloss sich ein vergnüglicher Abend im Hotel an, bei dem „Kaiser Barbarossa“ die Regie führte und der Rainer Schröder, alias „Kahrou“, einen Kraftsportler in Szene setzte, der uns mit allerlei erstaunlichen Kunststücken unterhielt. Eine 135 kg wiegende Frau meldete sich nicht aus dem Publikum, so blieb er mit einem etwa 100 kg-Goldstück aus der Männerriege auf der Bühne und hob dieses mit den Zähnen für einige Sekunden über den Boden.

Die Rückfahrt am Sonntag führte uns nach Gotha. Hier stiegen wir am Hauptbahnhof in die Thüringer Waldbahn um und fuhren mit dieser Straßenbahn über rund 20 Kilometer zur Marienglashöhle, einem stillgelegten Gipsbergwerk, in dem im 18. Jahrhundert eine Gipskristalldruse gefunden und ausgebeutet wurde. Marienglas wurde in sakralen Gebäuden zu Verzierungen genutzt. Aus den kühlen Stollen heraus fuhren wir Meinigen an. Diese Perle Thüringens auf der Sonnenseite des Thüringerwaldes war den meisten dann doch zu heiß. Hier wurden schnell schattige Cafes aufgesucht, um dann die Rückreise nach Ilbenstadt anzutreten.

Die jährlichen Vereinsausflüge des Radfahrer-Club 10903 Ilbenstadt haben eine lange Tradition. Sie bieten aktiven Sportlern und unseren sportlich passiven Mitgliedern eine Gelegenheit zum Austausch in geselliger Runde. Wir wählen interssante Ziele, die uns ohne Zeitdruck neue Eindrücke vermitteln.

Kommentare sind geschlossen.